Bienvenidos al Zoo

Da wir uns unbedingt noch Costa Ricas Regenwald anschauen wollten, war unsere erste Station im Landesinneren Monteverde. Dieser Ort liegt im “Cloud Forest” auf etwa 1600 Metern, darum ist es dort kühler und bewölkter als an der Küste und es regnet dort auch bedeutend mehr. Für die Touristen gibt es viel zu unternehmen, zum Beispiel kann man im Naturreservat wandern, Schmetterlinggärten besuchen und Schlangenterrarien anschauen. Wir entschieden uns für den “Skywalk”, das ist ein Spaziergang auf verschieden langen und unterschiedlich hohen Hängebrücken. Man sieht so den Regenwald einmal aus einer anderen Perspektive, was ein eindrückliches Erlebnis ist. Wir entdeckten auf dem Weg allerlei Tiere wie riesige Raupen, bunte Schmetterlinge und Coatis, die zur Familie der Waschbären gehören.

Von unserem Hotelbalkon aus hatten wir eine wunderschöne Sicht auf die Bäume. Dort sah ich den ersten Kolibri meines Lebens, so ein faszinierender winziger Vogel! Auch ein Coati kam uns besuchen und wir entdeckten einen Motmot, das ist der Nationalvogel Nicaraguas. In Monteverde bekam ich sogar ein Geburtstagsgeschenk, nämlich den Hurrikan Otto. Ich bin ja schlechtes Wetter an meinem Geburtstag gewohnt, aber so viel Regen habe ich noch nie gesehen! Einen ganzen Tag verbrachten wir hauptsächlich im Hotelzimmer, überprüften regelmässig das Wetterradar und hofften, der Sturm möge an uns vorbeiziehen – was er dann zum Glück auch tat. In den Schweizer Medien wurde anscheinend wenig darüber berichtet, aber Otto hat an der Karibikküste und im Norden Costa Ricas grossen Schaden angerichtet. Der Sturm war nicht nur sehr spät dran für die Saison, sondern es war auch der erste Hurrikan seit 174 Jahren, der Costa Rica getroffen hat! Schon komisch, dass auf der 20 Minuten-App zwar geschrieben steht, wenn in den USA ein Baby vom Wickeltisch fällt, aber kein Wort von so einem Naturereignis erwähnt wird, nicht?

Aussicht vom Balkon in Monteverde
Aussicht vom Balkon in Monteverde
Kolibri
Kolibri
Sky Walk
Sky Walk
Skywalk
Sky Walk
Grosse Raupen...
Grosse Raupen…
... und grosse Blätter
… und grosse Blätter
Coati
Coati
Blue-Crowned Motmot
Blue-Crowned Motmot

Nachdem wir den Sturm heil überstanden hatten, fuhren wir mit Shuttlebus und Shuttleboot weiter zum Vulkan Arenal, in dessen Nähe sich das Touristenstädtchen La Fortuna befindet. In der Region ist das Städtchen der einzige Ort, der vom Vulkanausbruch 1968 verschont blieb, darum der Name “La Fortuna – Die Glückliche”. Diese Touristenhochburg an sich ist überhaupt nicht sehenswert, aber in der Umgebung könnte man mindestens eine ganze Woche verbringen und alle möglichen Adventuresportarten ausprobieren, z.B. Canyoning, River Rafting, Mountain Biking, Rappelling (Abseilen), etc. Man wäre dann aber auch um einiges ärmer! Wir entschieden uns für zwei verschiedene Aktivitäten: den Nightwalk und die Attraktion Nr. 1 in Costa Rica, Ziplining.

Der Nachtspaziergang war sehr spannend. Wir sahen viele nachtaktive Tiere: unterschiedliche, knallbunte und giftige Froscharten, Baby- und Mamafaultier, verschiedene Insekten, Reptilien und mit dem Morpho den grössten Schmetterling Costa Ricas. Dieser kann eine Flügelspannweite von bis zu 20 cm erreichen und ist wunderschön gefärbt. Ausserdem vermittelte der Guide interessante Zusatzinformationen zum Lebensraum und der Lebensweise dieser Tiere. Was ich z.B. spannend fand ist, dass Schmetterlinge nachts schlafen und dass man ihre Flügel anfassen kann, ohne dass sie sterben. Die Rotaugenfrösche hingegen schlafen tagsüber und sind in der Nacht aktiv. Wenn man sie lange mit der Taschenlampe anleuchtet, fallen ihnen die Augen zu. Die bunten kleinen Frösche sind zwar giftig, jedoch nur, wenn man sie anfassen und sich danach z.B. die Finger in den Mund stecken würde. Wenn einem das Gift direkt in die Augen spritzen würde, könnte man sogar erblinden.

Der nächste Tag war mit Adrenalin geladen, denn wir gingen das erste Mal in unserem Leben Ziplinen. Das Abenteuer fand leider bei strömendem Regen statt, was aber zur Dramatik beitrug. Ziplinen funktioniert so: Man fährt in einer Gondel einen Hügel hoch und bekommt einen Helm, ein Klettergstältli und eine Rolle, mit der man sich am Stahlseil einhängen kann. Nach einer kleinen Übungsfahrt geht’s los, die Guides schubsen dich an und schon saust du über die Bäume. Das höchste Seil war 200 m hoch, die längste 760 m lang und die schnellste bis zu 70 km/h schnell. Wir flitzten über insgesamt sieben Ziplines. Falls ihr das noch nie gemacht habt, müsst ihr Ziplinen unbedingt ausprobieren, es macht riesig Spass. Man fühlt sich wie ein Vogel, der über die Bäume fliegt! Obwohl am Anfang grossen Respekt hatte, hat mir dieses Erlebnis ein breites Lachen aufs Gesicht gezaubert.

Fahrt nach La Fortuna auf der Laguna Arenal
Fahrt nach La Fortuna auf der Laguna Arenal
Aussicht von der Laguna Arenal
Aussicht von der Laguna Arenal
Volcan Arenal
Volcán Arenal

 

Red Ginger Lily im Hotelgarten
Red Ginger Lily im Hotelgarten
Orchideen im Hotelgarten
Orchideen im Hotelgarten
Nomol äs Vögeli
Nomol äs Vögeli
Irgendein Reptil
Irgendein Reptil
Red-Eyed Tree Frog
Red-Eyed Tree Frog
Nomol äs Fröschli
Nomol äs Fröschli
Morpho Butterfly (innen)
Morpho Butterfly (innen)
Morpho Butterfly (aussen)
Morpho Butterfly (aussen)
Ziplining
Ziplining (in den ersten fünf Minuten waren wir noch trocken)
Ziplining
Ziplining – ab durch die Mitte

Nach diesen Erlebnissen liessen wir es wieder ein bisschen ruhiger angehen und reisten für die letzten Tage in Costa Rica zum Río Sarapiquí, wo wir in einer Ecolodge übernachteten. Diese Region ist eine der ärmsten des Landes, sie lebt vor allem von der Bananen- und Ananasproduktion. Genau wegen jener ist der Regenwald stark gefährdet. Da der Fruchtanbau kurzfristig mehr Rendite verspricht, werden die Waldflächen grossflächig gerodet und viele Tiere sind somit heimatlos. Leider werden die Ananas- und Bananenplantagen stark gespritzt und das Gift gelangt direkt in die Natur. Auch die Arbeiter werden ausgebeutet. Ich glaube, dass ich meinen Bananenkonsum in der Schweiz überdenken muss…

Die Ecolodge besitzt noch ein Stück eigenen Wald und setzt sich für den Erhalt des Regenwaldes in der Umgebung ein. Die Besitzer arbeiten eng mit der Dorfgemeinschaft und der Dorfschule zusammen und unterstützen sehr viele spannende Projekte. Dies fängt damit an, dass die Frühstückseier vom Nachbarbauern stammen, geht weiter, indem andere Nachbarn für die Touristen Touren auf ihren Farmen organisieren und endet damit, dass vom Hotel gratis geführte Wanderungen in den Regenwald angeboten werden. Wir als echte Schweizer nahmen an der Schokoladentour teil. Dort wurde uns schrittweise im ganz kleinen Rahmen und mit viel Handarbeit gezeigt, wie man aus Kakaobohnen Schoggi herstellt. Natürlich durften wir auch probieren, das war die frischeste Schokolade, die ich je getrunken und gegessen habe, mmmhm! Bei den Ureinwohnern war heisse Schokolade übrigens das Getränk, das nur den Göttern vorbehalten war.

Am nächsten Tag wanderten wir mit dem Hotelguide auf den Wegen durch den hoteleigenen Regenwald, wo wir (bzw. der Guide für uns) wieder viele Tiere entdeckten und allerhand Wissenswertes über sie erfuhren. Das Highlight war der wunderschöne Keel-billed Tukan, den wir hoch oben in den Bäumen sahen. Nachts machten wir uns mit der Taschenlampe selber auf den Weg in den Regenwald und fanden verschiedene Frösche, Schlangen und Tausendfüssler. Die restliche Zeit des Aufenthaltes verbrachten wir auf der Terrasse unseres Bungalows und schauten in die Natur hinaus, wo immer wieder bunte Vögel vorbeiflatterten. Ausserdem genossen wir einige Biere und frische Piña Coladas mit Rebecca und Stefan, zwei Gleitschirmkollegen von Luki, die zufälligerweise zur gleichen Zeit im selben Hotel waren – manchmal ist die Welt ein Dorf!

Unsere private Regenwald-Terrasse
Unsere private Regenwald-Terrasse
Rio Sarapiqui
Río Sarapiquí
Vertrauenserweckende Brücke
Vertrauenserweckende Brücke über den Fluss
Kakaobaum
Kakaobaum
Auf der Schoggitour
Auf der Schoggitour
Fledermäuse am Chillen
Fledermäuse am Chillen
Keel-billed Toucan
Noch ein Kolibri
Noch ein Kolibri
Green-and-Black Poison Dart Frog
Green-and-Black Poison Dart Frog
Blue Jeans Frog
Blue Jeans Frog

Um viele, viele Eindrücke reicher fuhren wir zurück nach Alajuela, einem Städtchen direkt neben dem Flughafen von San José. Dort genossen wir nochmals die Annehmlichkeiten eines amerikanischen, vollklimatisierten Hotels, was sich nach einem Monat in der Natur für mich sehr seltsam anfühlte. Keine Ahnung, wie ich es in unserer Minergiewohnung in der Schweiz ausgehalten habe!

Es hat uns sehr gut gefallen in Costa Rica und viel mehr gäbe es noch zu sehen in diesem vielfältigen Land. Die Einheimischen sind fröhlich und herzlich, die Pflanzen- und Tierwelt ist atemberaubend schön und die Wellen sind fast perfekt. Trotzdem zieht es uns nun weiter, wir brechen auf nach Panamá!

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