¡Que bonito es Panamá!

Unsere Reise durch Panama begann mit einem knapp viertägigen Aufenthalt in Panama City, welches in meinem Reiseführer als die kosmopolitischste Stadt Zentralamerikas angepriesen wird. Tatsächlich sieht die Skyline mit ihren vielen modernen Hochhäusern auch eindrücklich aus und erinnert ein bisschen an jene von amerikanischen Grossstädten. Wir übernachteten in einer Suite in einem wunderschönen alten Gebäude in Casco Viejo mit Blick über die Skyline auf der einen Seite und über die Altstadt und die im Meer wartenden Frachtschiffen auf der anderen. In Casco Viejo befand sich von ca. 1671 bis 1904 Panama Stadt, bis die Bevölkerung mit dem Bau des Panamakanals immer weiter wuchs und die City sich gegen Osten ausdehnte. Die Elite der Stadt verliess das Viertel, danach galt es bis zur Erklärung zum Unesco Weltkulturerbe im Jahr 2003 als Slum. Es folgten aufwändige Restaurationsarbeiten, welche Casco Viejo für Investoren und Touristen wieder interessant machten. Uns gefiel dieser Stadtteil sehr gut, die Häuser im Kolonialstil erinnern an jene in spanischen Städten und die Atmosphäre ist sehr charmant. Immer noch wird überall gebaut, die Auflage lautet jedoch, die alten Gemäuer wieder herzustellen und in ihren Originalzustand zurückzuversetzen, somit bleibt alles, was noch intakt ist, erhalten. Auch der Präsident Panamas wohnt in diesem Quartier, er wird von zahlreichen schwer bewaffneten Polizisten bewacht, die in der Umgebung für Ruhe und Ordnung sorgen. Die Strassen wirken ungewöhnlich aufgeräumt und man kann sich nachts als Tourist sogar relativ frei bewegen, was wir genossen. Es gibt auch viele originelle (jedoch teure) Restaurants und Bars in der Umgebung, die wir erkundeten. Die negative Seite des Ganzen ist, dass die Einwohner, welche ursprünglich in Casco Viejo lebten, sich das Leben dort nicht mehr leisten können und wegziehen müssen.

Unser Hotel in Casco Viejo
Aussicht vom Zimmer
Aussicht vom Zimmer
Wunderschön restaurierte Häuser

So sehen die Gebäude vor der Renovation aus
Street Art
Iglesia San Francisco de Asis

Panama City war für uns die Stadt der Gegensätze: Als wir der Avenida Central, der Haupt-Fussgängerstrasse, entlang gingen, sahen wir, wie die Einheimischen dort leben und wo sie einkaufen. Alles wirkte für uns laut und chaotisch und stand in keinem Vergleich zum gehobenen Viertel Casco Viejo. Die Unterschiede wurden noch krasser sichtbar, als wir in der Multiplaza Shopping Mall einige Einkäufe tätigten. Dort sieht es mindestens so gediegen aus wie in einem noblen Einkaufszentrum in der Schweiz! Einen so grossen Graben zwischen Arm und Reich gibt es zuhause nicht.

Weihnachtliche Shopping Mall

Das lustigste Erlebnis unseres Aufenthaltes in Panama City war mit Abstand der Coiffeurbesuch. Vom Hotel wurde uns Ana vermittelt, die uns die Haare schneiden sollte. Ihre Adresse lautet folgendermassen: Calle 6 Este, gegenüber vom Panamahut-Geschäft hinter der blauen Türe. Dort klopften wir, Ana öffnete und schon standen wir mitten in ihrer chaotischen Stube, bzw. ihrem “Coiffeursalon”. Zuerst musste Luki dran glauben und danach bekam auch ich in Rekordzeit einen neuen Schnitt verpasst. Ana musste dazu nicht einmal unsere Haare nass machen. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Frisuren am Ende eher schlechter als besser aussahen und wir den Besuch bei Ana als unterhaltsames Erlebnis abbuchen mussten. Es war wirklich sehr lustig und auch spannend mit ihr zu plaudern, aber Haare schneiden konnte sie beim besten Willen nicht. Am nächsten Nachmittag begaben wir uns dann in einen professionelleren Salon um den Schaden wieder beheben zu lassen.

Coiffeuse Ana

Die Taxis in Panama funktionieren wieder anders als in Costa Rica, nämlich ohne Taxameter, was seine Sonnen- und Schattenseiten hat. Man muss sich im Voraus immer erkundigen, wie viel eine Fahrt in etwa kosten sollte, um dann mit dem Fahrer einen angemessenen Preis verhandeln zu können. Dafür lohnt es sich für die Chauffeure während der Fahrt wenigstens nicht, irgendwelche Umwege einzubauen. Wir fanden jedoch eine super Alternative, indem wir uns bei UBER registrierten. Dieser Service ist genial, sehr günstig, verlässlich und ehrlich und die Autos sind erst noch sauberer und neuer als die meisten Taxis. So konnten wir uns in der Stadt flexibel und preiswert fortbewegen.

Mit UBER besuchten wir (zusammen mit Horden von anderen Touristen) auch den 80 km langen Panamakanal, der Panama City am Pazifik mit Colón am Atlantik verbindet. Wir schauten uns vom Besucherzentrum aus die Miraflores Locks an und sahen drei Schiffe durch die Schleusen fahren. Früher musste beim Bau der Frachtschiffe die Grösse des Kanals berücksichtigt werden, d.h. jedes Schiff wurde genau so gebaut, dass es exakt durch den Kanal hindurchpasste (höchstens 305 m lang und 33.5 m breit). Im Juni 2016 wurde dann ein parallel verlaufender, neuer Kanal eingeweiht, der auch von grösseren Schiffen befahren werden kann. Leider konnten wir von Nahem nur den alten Teil anschauen, was aber dennoch sehr interessant war, da wir mitverfolgen konnten, wie die Schiffe zwei Schleusen passierten, um auf das Niveau des Kanals angehoben zu werden. Spannend war es auch, verschiedene Zahlen und Fakten zu diesem Jahrhundertbauwerk zu erfahren. Bis zum Jahr 2000 wurde der Kanal von den Amerikanern geführt (die “Canal Zone” wurde auch von den Amis regiert), ab dann übernahm Panama nach gewaltsamen Demonstrationen die Führung und das Unternehmen wurde privatisiert. Seitdem hat sich der Preis für eine Durchfahrt verdreifacht. Eine solche kostet, je nach Grösse des Schiffes, zwischen 300 000 und 800 000 Dollar! Kein Wunder also, werden laufend neue Möglichkeiten gesucht, den Panamakanal irgendwie zu umfahren. Momentan wird auch in Nicaragua ein Kanal ausgehoben und in Kolumbien wird eine Eisenbahnlinie zum Gütertransport gebaut. Es wird sehr spannend sein zu sehen, welche Auswirkungen diese Projekte auf Panamas Wirtschaft haben werden!

Zwei Frachtschiffe in den Miraflores Locks
Lokomotiven stabilisieren das Schiff, im Hintergrund ist ein Containerschiff im neuen Kanal zu sehen

Am vierten Tag nach unserer Ankunft in Panama City machten wir uns mit dem öffentlichen Bus auf den Weg nach Las Tablas, von wo aus wir uns der Einfachheit halber ein Taxi zu unserer nächsten Destination Playa Venao leisteten. Nach sechs Stunden im Bus und eineinhalb Stunden im Taxi waren wir froh, heil angekommen zu sein, da das Taxi seine besten Jahre eindeutig hinter sich und der Fahrer wahrscheinlich noch nie eine Fahrschule besucht hatte. In Playa Venao checkten wir im Beach Break Surfcamp ein. Dort war der Name Programm: ausser Surfen gab es nicht viel zu tun, denn bis auf etwa vier andere Hotels steht an diesem Strand im Moment noch gar nichts. Meistens surften wir zweimal pro Tag, die Zeiten hingen von Ebbe und Flut und von der Wellenhöhe ab. Diese war an einigen Tagen sogar für uns zu tief, aber wir übten, übten und übten. Ich würde schon fast so weit gehen zu behaupten, dass wir mittlerweile auch im Bodensee surfen könnten ;-). An einigen Tagen hatten wir aber auch geniale Surfsessions und riesig viel Spass im Wasser. Wir sahen wieder alle möglichen Tiere, z.B. aus dem Wasser springende Rochen und Thunfische. Ich werde jetzt meinem Vater zuliebe nicht auf alle näher eingehen, sonst macht er sich Sorgen (gäll Papi).

Playa Venao
Beachbreak Surfcamp

Wie schon in Casco Viejo hat es auch in Playa Venao extrem viele Israelis und nur wenige Locals. Anscheinend haben ein paar israelische Surfer diesen Strand ungefähr im Jahr 2004 entdeckt, gekauft und damit begonnen, Hotels und Ferienanlagen zu errichten und massives Marketing für den Ort zu betreiben. Von wo das Geld für diese Anlagen (bzw. auch andere Projekte in Panama) kommt, möchte man lieber gar nicht wissen, aber so ganz sauber läuft das alles nicht in diesem Land! Nach dem dreijährigen obligatorischen Militärdienst scheinen viele Israelis eine Weltreise zu machen, womit der Kundenstamm schon mal gesichert ist. Man bekommt in Venao auch an vielen Orten gutes israelisches Essen und im Minisupermarkt sind sogar koschere Lebensmittel erhältlich. Vom “richtigen” panamesischen Lifestyle bekommt man in Playa Venao allerdings nicht viel mit…

Ein weiterer Unterschied zu Costa Rica ist, dass hinter dem Strand eher Weideland vorherrscht und nicht dichter Dschungel, da sich Playa Venao in der am stärksten von Abholzung betroffenen Umgebung von Panama befindet. Die Auswirkungen auf die Natur sind schnell sichtbar: weniger verschiedene Schmetterlinge, Vögel, Affen und insgesamt viel weniger Grün. Obwohl Venao sehr abgelegen ist und im Moment noch einer grossen Baustelle gleicht, sind die Strassen besser als in Costa Rica und sogar Handynetz, Internet, eine funktionierende Kanalisation und Trinkwasser gibt es hier!

Eines Abends wurden wir bei einem Strandspaziergang Zeugen eines kleinen Wunders. Dutzende frisch geschlüpfte Schildkrötlein begaben sich auf den langen, gefährlichen Weg ins Meer. Was war das für ein rührender Anblick, sooooo herzig, wie die Kleinen im Sand herumkrabbelten! Die Schildkrötenmamis vergraben jeweils an genau derselben Stelle, an welcher sie selber einmal geschlüpft sind, ihre etwa 100 Eier im Sand. Die Schildkrötenbabys schlüpfen dann ungefähr eineinhalb bis zwei Monate später. Leider werden wahrscheinlich nur ganz wenige der kleinen Schildkröten überleben, denn kaum waren sie im Wasser, tauchten schon ganz viele bedrohliche Vögel am Himmel auf… Nie hätte ich gedacht, dass wir so ein Schauspiel einmal hautnah miterleben könnten, dieses Erlebnis werden wir wohl nie mehr vergessen!

Schildchröttli auf dem Weg in die weite Welt

Wie vorher schon beschrieben machten wir die letzten Tage nicht viel mehr als Surfen. Unser einziger Ausflug führte ins 40 Minuten entfernte Dorf Pedasí, wo wir einige Souvenirs und Postkarten kaufen wollten. Der Ort war zwar recht hübsch mit vielen bunten und bemalten Häuschen, jedoch so klein, dass wir in zehn Minuten alles gesehen hatten ausser Postkarten und Souvenirs. Immerhin gab es einen Geldautomaten, sodass wir genug Bargeld abheben konnten, um uns die nächsten Tage wieder versorgen zu können.

In Pedasí
Bunte Häuser

Dorfkirche

Morgen werden wir ungefähr zwei Strände weiterziehen und über Weihnachten in Playa Guanico im Surfcamp eines Schweizers wohnen. Dort gibt es weder W-Lan noch warmes Wasser, Klimaanlagen oder Restaurants, dafür die volle Dosis Strandleben und Natur. Wie wir die Zeit verbringen werden, könnt ihr euch ja wahrscheinlich schon vorstellen. Mehr dazu dann im nächsten Blogeintrag…

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