Schon der Anflug auf Anchorage war atemberaubend – dank dem schönen Wetter sahen wir unglaublich riesige Gletscher, Wälder und Flusslandschaften. Der erste Eindruck von den Bewohnern von Anchorage war ebenfalls durchwegs positiv – sehr lustig, gesprächig und hilfsbereit sind diese Leute! Sie pflegen jedoch einen ganz anderen Lebensstil als wir Schweizer – dazu ein kleines Beispiel: Bei der Rezeptionistin des Hotels erkundigten wir uns nach Insidertipps zum Shuttlebus im Denali Nationalpark. In den berühmten Park gelangt man nämlich nur mit diesem Bus und nur auf einer Strasse (oder zu Fuss, aber die Distanz beträgt um die 80 Meilen). Der Bus war wegen dem Labour-Wochenende leider bereits ausgebucht. Wir wollten unbedingt noch einen Platz erwischen, auch, weil für jenes Wochenende super Wetter angekündigt war. Die gute Frau schaute uns total verständnis los an – von einem Shuttlebus hatte sie noch nie etwas gehört. Sie habe die Sache viel speditiver erledigt: Wir sollten doch am besten einfach einen Rundflug buchen, dann sähen wir den Nationalpark auch, und erst noch viel schneller. Ausserdem wollten wir ja sicher nicht als Bärenfutter enden. “You guys make me laugh!” Die spinnen, die Schweizer…

Am ersten Tag in Anchorage übernahmen wir unseren Mietwagen, unser Zuhause für die nächsten zwei Monate. Er ist einfach perfekt! Luki spielt sogar mit dem Gedanken ein ähnliches Auto in der Schweiz zu kaufen :-). Danach machten wir einen 2-stündigen Grosseinkauf im Walmart. Es war sehr spannend die verschiedenen Einkaufswagen mit den dazugehörigen Leuten zu vergleichen (man kennt das ja von Hunden und ihren Herrchen, und genauso funktioniert das Prinzip auch bei den Einkaufswägeli). Wir können uns immer noch nicht erklären, wie man sich mit solchen Mengen an Fast Food vollstopfen und dabei älter als 20 Jahre werden kann!

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Oona (Grössenvergleich: Janine ist etwa gleich gross wie die Motorhaube hoch ist)

Da die Wettervorhersage wie gesagt sehr gut war, machten wir uns mit “Oona”, so heisst unser Truck Camper, anschliessend gleich auf den Weg Richtung Denali State Park. Und was sahen wir da am Rande vom Highway? Einen Schwarzbär, der sich durch unsere Anwesenheit gar kein bisschen gestört fühlte! Dies war der erste Beweis dafür, dass es sie also wirklich gibt, und das nicht nur in abgelegenen Gebieten…

An den nächsten beiden Tagen genossen wir wunderschöne Wanderungen bei herrlichstem Herbstwetter. Der Blick auf den 6194m hohen Mount Denali begleitete uns und war beeindruckend! Meistens führten die Wege durch Birken- und Tannenwälder. Natürlich waren wir – besonders nach der Begegnung mit dem Schwarzbär – stets auf der Hut vor Bären und so wanderten wir hier nicht ganz so unbeschwert, wie wir das in der Schweiz tun. Wir unterhielten uns ständig lautstark und machten möglichst viel Lärm. Statt Bären begegneten wir am Byers Lake dann aber einer Elchkuh mit zwei Jungtieren, was tatsächlich viel gefährlicher war als eine Begegnung mit Bären, wie uns der Parkwärter nachher ernst versicherte. Zum Glück entfernten wir uns nach ein paar Fotos rechtzeitig, sodass wir nicht als Elchfutter endeten. An den nach hinten gelegten Ohren erkennt man nämlich (wie wir erst im Nachhinein herausfanden), dass die Elchkuh nicht sehr erfreut über unsere wahrscheinlich zu nahe Anwesenheit war…

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Am Byers Lake

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Byers Lake mit Mount Denali im Hintergrund
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Die zufällig angetroffene Elchkuh
Wandern im Denali State Park
Auf dem Mount Healy im Denali National Park
Alaska Railway
Alaska Railway

Dann folgte das lange geplante Highlight: mit vielen Asiaten und einigen anderen Europäern quetschten wir uns in einen grünen Shuttlebus und fuhren während etwa 11 Stunden einmal quer durch den Denali Nationalpark bis zum “Wonder Lake” und wieder zurück. Unser Fahrer hiess “Bear”, was sich als gute Ausgangslage erwies. Nebst einem riesigen Elch, einigen Caribous, Dall Sheep und Ground Squirrels sahen wir zehn Braunbären in freier Wildbahn, natürlich immer begleitet von den “aaahs” und “ooohs” der Asiaten. Der Denali NP hat wirklich unglaubliche Ausmasse. Solche menschenleeren Weiten, hohen Berge und spektakulären Flusslandschaften haben wir in der Schweiz noch nie angetroffen. Somit lohnte sich der Bustrip voll und ganz. Allerdings müssen wir aber auch zugeben, dass wir die Natur schon bedeutend lieber zu Fuss entdecken als per Bus mit Fotostopps…

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Bear mit seinem Shuttlebus
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Landschaft im Denali Nationalpark (im Hintergrund Mount Denali)

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Elch (Moose) im Denali Nationalpark
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Meister Petz
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Ground Squirrel (eine Art Murmeli)
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Caribous (eine Art Rentier)

Vom Denali NP ging es über den Denali Highway weiter nach Glennallen. Wobei, Highway ist eigentlich der falsche Ausdruck, denn die Strasse ist unbefestigt und hat viele, viele Schlaglöcher, Steine, Querrillen und so weiter. Die Fahrt war recht abenteuerlich und neben der Natur waren vor allem die vielen Jäger sehenswert, die, ganz in Tarnkleider gehüllt und allesamt mit Gewehren bewaffnet, mit ihren Quads entgegen preschten. Ihre Trophäen befanden sich auf den Anhängern (z.B. entdeckten wir dort einen ganzen, riesigen Elch) oder deren Köpfe waren direkt auf der Motorhaube zur Schau gestellt – gruselig! Obwohl ich hoch konzentriert Ausschau hielt, entdeckte ich leider keine Bären oder dergleichen mehr. Wahrscheinlich waren sie alle vor den Jägern geflüchtet…

Der Denali Highway
Der Denali Highway
Landschaft entlang des Denali Highway
Landschaft entlang des Denali Highway
Campingplatz am Tangle Lake
Campingplatz am Tangle Lake

Da eine 175 km lange Schotterpiste nicht genug war – schliesslich haben wir nicht umsonst einen 4WD Truck Camper gemietet – fuhren wir auch noch nach Mc Carthy. Die Strasse dorthin hat eine ganz besondere Geschichte, sie war nämlich ursprünglich ein Bahntrassee. In Kennicott, dem Nachbardorf von Mc Carthy, wurde vor rund hundert Jahren Kupfer abgebaut und die erzhaltigen Steine wurden mit der Eisenbahn ans Meer transportiert. Nachdem die Kupferminen nicht mehr rentierten, wurden einige Jahre später die Gleise ei
nfach aufgeschüttet und fertig war die Strasse. Und genauso sieht sie auch aus ;-). Lukis Offroad-Fähigkeiten werden dafür immer besser, auf dem Rückweg meisterten wir die 60 Meilen lange Rumpelpiste in “nur” 3.5 Stunden. Die Kennicott-Minen sind wirklich sehenswert, das Dorf ist ein grosses Ghost Town und von den Touristen noch nicht so stark bevölkert. Ausserdem kann man dort auch wandern, z.B. zum und auf dem Root Glacier, welcher riesige Ausmasse hat.

Kennecott
Kennecott
Luki vor dem Power House
Luki vor dem Power House

Gestern nutzten wir den letzten sonnigen Tag für einen Ausflug von Valdez zum Columbia Glacier. Mit dem Schiff fuhren wir durch den Prince William Sound und dann ganz nahe an den Gletscher heran. Der Columbia Glacier geht jeden Tag um zehn Meter zurück und ganze Eisberge brechen ab und stürzen ins Meer. Darum ist das Meer auch übersät mit grösseren und kleineren Eisschollen und Eisbergen. Der Bereich des Abbruchs ist unter Wasser ca. 700 Meter tief, ragt über dem Wasser etwa 80 Meter in die Höhe und ist über 10 km breit! Die Columbia Bay, welche wir per Schiff durchquerten, war noch bis in die 80er-Jahre ein Teil des Gletschers. Der Gletscher wird also sehr schnell sehr viel kleiner und die Bucht viel grösser werden. Wir sahen bei dieser Exkursion auch wieder viele in Alaska heimische Wildtiere, nämlich Weisskopfseeadler, eine Art schwarz-weisser Delfin (den Namen haben wir leider vergessen), herzige Vögel namens “Puffin”, Seelöwen, Seeotter (Meister im Rückenschwumm, googelt die mal!), Robben und sogar eine grosse Schule Orcas. Was für ein Highlight!

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Der Columbia Glacier
Der Columbia Glacier

Tja, und nun sitzen wir bei Regen im Camper in Valdez und schreiben in Ruhe unseren Blog, zahlen Rechnungen, waschen Wäsche und so weiter… Wahrscheinlich werden wir uns morgen auf den Weg Richtung Südenosten machen, denn dort ist das Wetter wärmer und vor allem weniger nass.

2 thoughts on “Natur pur in Alaska

  1. milma says:

    Eure Berichte wecken schöne Erinnerungen. Geniesst die Wildnis weiterhin und lasst euch wirklich nicht mit Elchmamis ein, da hat der Parkranger euch zu recht gewarnt.
    Liebe Grüsse

    Lucy und Max

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