Pura Vida heisst den Moment leben, das Leben geniessen, nicht zu viel im Voraus planen und alles ein bisschen gemütlicher nehmen. Bis wir so weit waren, mussten wir einen kleinen Kulturschock überwinden!

Am Flughafen in San José angekommen, stürzten sich spät abends zahlreiche Taxifahrer auf uns. Jeder wollte uns unbedingt mitnehmen, als hinge sein Leben davon ab. Wir hatten uns natürlich im Reiseführer informiert – ein offizielles, rotes Taxi mit funktionierendem Taxometer wollten wir nehmen! Schlussendlich landeten wir dann in einem dunkelorangen Airporttaxi, welches für uns im ersten Moment gleich ausgesehen hatte. Es setzte uns dann aber trotzdem zuverlässig beim Hotel, dem Fleur de Lys, ab. Zum Glück wurden wir nicht abgezockt!

Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht im Hotel erkundigten wir die Innenstadt. An der Rezeption fragten wir nach, welche Stadtbereiche “touristensicher” sind. Es stellte sich heraus, dass wir genau eine einzige Strasse gefahrlos anschauen konnten, was wir dann auch taten. Staunend und übermüdet trotteten wir am Nachmittag der Avenida Principal entlang. Es waren sehr viele Leute unterwegs, laute Musik dröhnte aus den Geschäften und überall herrschte buntes Treiben. Wir waren fast ein bisschen überfordert, genossen aber auch das Eintauchen in eine andere Kultur.

Die eigentliche Hauptbeschäftigung des Nachmittags bestand darin, das Busbillett für den kommenden Tag zu kaufen. Per Taxi ging es zum Busbahnhof, welcher umständlicherweise in einem gefährlichen Quartier liegt, was es verunmöglicht, dorthin zu spazieren. Das Busterminal war überraschenderweise recht modern und nach einigem Suchen und Nachfragen fanden wir auch den passenden Schalter. Die Ticketschalter sind nämlich über drei Stockwerke zwischen Läden und Restaurants verteilt, so dass man sie fast nicht findet. Wir bezahlten dafür nur 20 Dollar für die sechsstündige Fahrt nach Nosara! Der Taxifahrer, welcher uns zurück ins Hotel fuhr, erkundigte sich auch gleich bei uns, ob er uns am nächsten Morgen nicht wieder zum Busterminal bringen dürfe. Dieses Angebot nahm ich dankend an, was sich als folgenschwere Entscheidung erwies. Am Tag darauf nämlich wartete der gute Mann bereits zwanzig Minuten zu früh an der Rezeption. Zu jenem Zeitpunkt war ich noch ganz begeistert von seiner Zuverlässigkeit. Was dann aber folgte, hätte ich mir vorher nicht im Traum vorstellen können! Zunächst einmal fuhr er über verschiedene Umwege möglichst langsam Richtung Busbahnhof. Beim Busterminal schwatzte er kurz mit dem Sicherheitsbeamten und behauptete daraufhin, unser Bus sei leider bereits losgefahren, da eine Strasse gesperrt worden sei und der Bus jetzt Zeit aufholen müsse. Was wir nun machen sollten? Ob er für uns versuchen solle, den Bus einzuholen? Der Fahrer telefonierte sogar mit dem Management des Busunternehmens (welches im Nachhinein betrachtet wohl einfach seine Freundin war) und versicherte uns, ja, der Bus sei weg. Nach einigem Hin und Her wurde endlich auch ich stutzig – Luki hatte die Masche des Taxifahrers schon lange verstanden, ich hatte jedoch zuerst nicht auf ihn hören wollen. Wir machten dem Mann klar, dass er uns schleunigst beim Terminal absetzen solle, was er irgendwann endlich widerwillig tat. Beim Busbahnhof angekommen, öffnete der Taxifahrer noch vor dem Bezahlen aus dem Innern des Fahrzeugs den Kofferraum. Kurz darauf sahen wir einen Jugendlichen, der unser Gepäck schon fast in der Hand hatte und damit wohl über alle sieben Berge gelaufen wäre, wäre ich nicht schnell hinausgerannt um es zu verteidigen. Leider hatten wir das Geld für das Taxi nicht passend und so bekamen wir anstelle von umgerechnet 20 Franken Rückgeld nur noch etwa 4 Franken. Nach einer wütenden Verabschiedung beiderseits erwischten wir den Bus gerade noch rechtzeitig! Ich brauchte eine Weile, um dieses negative Erlebnis zu verdauen. Alles in allem betrachtet war unsere Busreise dann doch nicht mehr so billig, wie wir uns das vorgestellt hatten.

Sechs Stunden später kamen wir in Playa Guiones, einem winzigen Ort in der Nähe von Nosara, an, checkten in unserem Hotel ein und entspannten uns wieder, stolz, diese Reise schlussendlich doch noch erfolgreich gemeistert zu haben. Das Green Sanctuary Hotel ist superschön im Wald gelegen und aus alten Schiffscontainern gebaut. Fernando, der Gastgeber, organisierte für uns gleich für den nächsten Tag eine Surflektion bei der lokalen Surfschule – La Pura Vida konnte beginnen!

Unser Zuhause im Schiffscontainer
Unser Zuhause im Schiffscontainer

Playa Guiones erwies sich als der perfekte Ort, um unsere Mittelamerikareise zu starten. Das Dorf wird fast ausschliesslich von Yoginis, Surfern und amerikanischen Touristen besucht. Wir verbrachten eine Woche dort und machten Ferien vom Reisen.

Die Sonne geht in Mittelamerika schon früh auf, deshalb erwachten wir bereits in den frühen Morgenstunden vom Gebrüll der Howler Monkeys. Nach dem Frühstück (einmal sogar schon vorher) gingen wir surfen. Danach gönnten wir uns eine “Pipa” (frisches Kokosnusswasser aus der Kokosnuss) und kümmerten wir uns darum, die verbrauchten Kalorien wieder einzunehmen, denn wir waren eigentlich ständig hungrig. Später enstpannten wir die müden Muskeln, lasen, schliefen oder planten die Weiterreise. Danach schwangen wir uns nochmals aufs Surfbrett bis die Sonne unterging. Nach einem frühen Abendessen verkrochen wir uns todmüde ins Bett. Unsere Surfkünste verbessern sich stetig und es macht riesigen Spass, auf dem Brett zu stehen. So gute Bedingungen wie in Playa Guiones haben wir bis jetzt noch nirgends angetroffen. Neben unserem Hotel befand sich ein Luxus-Yogaresort, dort besuchte ich in dieser Woche noch zwei Yogalektionen, die auf einem riesigen Holzdeck draussen im Wald abgehalten wurden – einfach genial und die ideale Ergänzung zum Surfen!!!

So klingen Howler Monkeys:

 

La playa
La playa
Playa Guiones "Downtown"
Playa Guiones “Downtown”

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Die schönsten Erlebnisse waren das Surfen im Sonnenuntergang, das Beobachten der Pelikane, die neben uns über die Wellen schwebten, die Gespräche mit vielen liebenswerten Gästen und Locals und das “Leben im Zoo” (dazu später mehr).

Drinks & Chill mit Anne im schönsten Restaurant weit und breit
Drinks & Chill mit Anne im schönsten Restaurant weit und breit

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... und so sieht's dort aus, wenn es regnet!
… und so sieht’s dort aus, wenn es regnet!

La Pura Vida, so schön es klingt, kann auch anstrengend sein. Das Leben in Playa Guiones ist sehr einfach. Das heisst, dort gibt es keine asphaltierten Strassen und alles versinkt so kurz nach der Regenzeit im Matsch. Alaskas Strassen waren im Gegensatz zu jenen in Costa Rica fast schon luxuriös ausgebaut. Auch Strassenlampen existieren nicht. Die Hauptverkehrsmittel sind Motorräder, Fahrräder, Quads und Tuk Tuk Taxis. Bezahlen kann man fast überall nur mit Bargeld – das ist nicht ganz einfach, da wir wegen Diebstahlgefahr nicht viel Cash bei uns tragen wollen. Die Bank im Dorf akzeptierte meine Karte nicht, obwohl das Plus-Logo meiner Postcard mit jenem der Bank übereinstimmte: “No es lo mismo”. Same same, but different… Zur nächsten Bank kam man nur per Taxi. Nach einer guten halben Stunde Anstehen (!!!) eröffnete uns der Bankangestellte, dass die Postcard auch dort nicht akzeptiert wird. Somit mussten wir am nächsten Tag nochmals ein Taxi nehmen, um mit der Kreditkarte gegen horrende Gebühren an Bargeld zu kommen. Pura Vida ist auch eine ausgezeichnete Ausrede: Wenn man keine Lust hat um zu arbeiten, bleibt man einfach zu Hause. Nach diesem Motto lebte auch unser Surflehrer: nachdem wir ihn am Abend zuvor betrunken angetroffen hatten, liess er uns am nächsten Morgen per Telefon wissen, dass er die Lektion lieber verschieben wolle. Was uns ebenfalls stutzig machte, waren die hohen Preise in Playa Guiones. Anscheinend herrscht bei den Einheimischen dort die Meinung vor, dass die Touristen sich alles leisten können und wollen. Die Surfschule war zum Beispiel teurer als in Portugal, ein Shampoo kostete 10 Dollar und die Restaurants bewegten sich im amerikanischen Preisbereich. Es gibt ganz viele Dinge, an die wir Schweizer uns hier noch gewöhnen müssen!

Costa Rica ist aber wunderschön und es gefällt uns sehr gut hier. Überall gibt es Gewächse, die wir von der Schweiz nur als Zimmerpflanzen kennen. Manchmal fühlt man sich ein bisschen wie in der Masoalahalle im Zürizoo, wenn einem ein Iguana über den Weg läuft, man vom Frühstückstisch aus die Affen beobachten kann und Schmetterlinge so gross wie meine Handfläche herumfliegen. Auch das Klima ist ähnlich, sehr feucht und sehr heiss! Die Ticos (so nennen sich die Einheimischen) sind sehr freundlich und liebenswert und freuen sich über jeden gestotterten Brocken Schulspanisch. An diesem sollte ich übrigens noch ein bisschen arbeiten!

Wir haben beschlossen, nochmals eine Woche zu surfen, jedoch an einem anderen Ort. Nach einer (von einer amerikanischen Firma) perfekt organisierten Shuttlebusfahrt befinden wir uns nun in Playa Santa Teresa und widmen uns ganz dem Motto “surf – eat – sleep – (yoga) – repeat”.

Sonnenuntergang am Playa Guiones
Sonnenuntergang am Playa Guiones

 

5 thoughts on “Pura Vida!

  1. bien says:

    Hoi mitanand

    Hüt ischs ir Schwiz grad wieder mol chli chüaler und mir sin froh um üsera Spicherofa. 🙂 Üs gohts beidna guat und v.a. i (bien) verfolga immer wieder gern euri Erlebnis.
    Gnüssens witerhin und ganz liabi Grüass us Sargans
    bien

  2. milma says:

    Liebe Janine

    Zu aller erst wünschen wir dir alles Gute zum Geburtstag.

    Vielen Dank, dass ihr uns an eurer Reise etwas teilnehmen lässt.

    Liebe Grüsse an Luki und hoffentlich nur noch positive Erfahrungen mit Taxifahrern und keine Touristenfallen mehr.

    Lucy und Max

    1. Janine Bleisch says:

      Hoi Max und Lucy
      Vielen Dank für die Glückwünsche! Wir gewöhnen uns langsam an den Lifestyle hier und sind bis jetzt niemandem mehr auf den Leim gegangen ;-). Es freut uns, wenn wir euch digital ein bisschen mitreisen lassen können und wir freuen uns auch über jeden Kommentar und jede Nachricht!
      Ganz liebe Grüsse

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