Aloha Hawai’i 1/2: O’ahu und Kaua’i

Via Houston (Texas) flogen wir nach Honolulu, wo wir nach der gut 20-stündigen Reise relativ k.o. ankamen. Es ist immer wieder ein unglaublicher Aufwand in die USA einzureisen. In Houston warteten wir fast zwei Stunden in einer endlos langen Schlange, bis wir endlich unsere Fingerabdrücke hinterlassen und unser Gesicht fotografieren lassen durften. Dies wird sich ja mit dem neuen Präsidenten wahrscheinlich so schnell auch nicht ändern… Zum Glück erwischten wir den Anschlussflug noch! Der Flug nach Honolulu war dann aber einer der angenehmsten, die ich je erlebt habe, das Flugzeug war nämlich nur etwa zur Hälfte gebucht und wir hatten vier Sitze für uns alleine. Was für eine positive Überraschung, hatten wir doch mit mit dem Schlimmsten gerechnet, da wir (zum Glück noch das letzte Mal) mit United flogen…

Honolulu (übrigens der Geburtsort von Barack Obama) mit dem weltbekannten Stadtteil Waikiki liegt auf der Insel Oahu, auf welcher etwa drei Viertel aller Einwohner Hawaiis leben. Fast alle internationalen Flüge landen dort. Uns gefiel es von Anfang an im US-Inselstaat, wo alle Menschen Kleider mit Blumenmuster zu tragen scheinen, das Wetter angenehm warm und alles irgendwie farbig ist. Nach drei Monaten in Zentral- und Südamerika fühlten wir uns richtig frei und auch ein bisschen heimisch, da wir die Kultur mittlerweile ja schon ein wenig kennen (auch wenn Hawaii sich natürlich vom Festland unterscheidet). Wir genossen unter anderem, dass man nachts wieder gefahrlos draussen herumspazieren kann, nicht jede Strassenecke löchrig und vermüllt ist und dass man, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben, mit dem Mietauto unterwegs sein kann. Ihr seht, wir lernen auch die kleinen Dinge wieder schätzen!

Duke Kahanamoku Statue in Waikiki
Waikiki

Kaum zurück in der Konsumgesellschaft widmeten wir uns ausgiebig dem Shopping: kaputte T-Shirts und Schuhe wollten ersetzt werden und natürlich kauften wir auch ein paar Souvenirs, von denen es haufenweise gibt. Wir waren erstaunt, wie viele asiatische Touristen (hauptsächlich Japaner, Koreaner und Chinesen) es in Oahu hat, das hatten wir nicht erwartet. Auch sie beschäftigten sich hauptsächlich mit Einkaufen. Sogar die Wegweiser im Einkaufstempel waren in verschiedenen asiatischen Sprachen angeschrieben. Fast 17% der Bevölkerung auf Hawaii ist übrigens japanischer Abstammung, was den sehr positiven Nebeneffekt hat, dass es ausgezeichnetes japanisches Essen hier gibt, mjam!

Nebst unseren Shoppingtouren mussten wir noch den Jetlag sowie einen südamerikanischen Magen-Darm-Käfer auskurieren und fühlten uns deswegen tagelang recht müde und schlapp. Und ganz unerwartet machte sich im Paradies, ziemlich genau in der Mitte unserer Weltreise, auch eine gewisse Reisemüdigkeit bemerkbar. Das klingt für euch jetzt wahrscheinlich unglaublich, aber wir hatten ein bisschen Heimweh und waren irgendwie antriebslos, die Köpfe überfüllt mit neuen Eindrücken… Jammern auf hohem Niveau, ich weiss! Es brauchte ein paar Tage, bis wir das Zwischentief überwunden hatten. Nun geht es uns aber wieder prächtig :-).

Viele Stunden widmeten wir ausserdem der Suche nach einer Unterkunft. Hawaii ist zwar paradiesisch schön, aber auch extrem teuer! Ein Hotelzimmer kann sehr schnell einmal 500$ pro Nacht kosten. So mussten wir unsere Ansprüche ein bisschen herunterschrauben und entschieden wir uns vor allem in Airbnb-Unterkünften zu übernachten, was immer noch nicht billig, aber schon mal viel preisgünstiger ist. Das spontane Finden einer solchen Übernachtungsmöglichkeit in der Hochsaison braucht sehr viel Geduld, aber irgendwann hatten wir dann alles organisiert, sogar einen Mietwagen und die Flüge auf die anderen hawaiianischen Inseln. Ein toller Nebeneffekt von Airbnb ist, dass man den Alltag und die Kultur der Einheimischen viel besser kennen lernt, wenn man bei ihnen zu Hause übernachtet. Bis jetzt sind wir absolut happy mit unserer Unterkunftswahl. Einmal wurden wir sogar zum Znacht eingeladen. Vivi, die Frau unseres zweiten Gastgebers Kenny, stand mehr als zwei Stunden in der Küche und zauberte uns ein fantastisches asiatisches Dinner. Von so viel Gastfreundschaft waren wir ziemlich überrumpelt!

Waikiki by Night: Aussicht aus dem Wohnzimmer unserer ersten Airbnb Unterkunft
Vivi und Kenny beim Kochen
Mhm, so fein!

Zum Glück blieb auch noch Zeit um Oahu anzuschauen. Wir erkundeten die ganze Insel, angefangen mit der Ostküste. Hier spazierten wir zu einem Leuchtturm, von wo aus wir weit draussen im Meer Buckelwale sahen, welche wie wahnsinnig ihre Schwanzflossen ins Wasser schlugen und aus den Wellen sprangen. Der Aufprall auf der Wasseroberfläche war auch noch an Land sehr gut zu hören und richtig eindrücklich. Warum die Wale dies machen, scheint gemäss meiner Recherchen unklar zu sein. Entweder, um ihre Artgenossen zu beeindrucken, um sich von Schädlingen auf der Haut zu befreien oder auch nur aus reiner Freude, man weiss es irgendwie nicht.

Walflosse von Weitem

An der North Shore sahen wir per Zufall einen Surfcontest am weltbekannten und berühmt-berüchtigten Surfspot “Banzai Pipeline” wo wir staunend zuschauen konnten, wie sich die Profis in die Riesenwellen stürzten und durch Tubes hindurch ritten (Tubes oder Barrels sind grob gesagt Wellen, die wie Tunnels aussehen). Das Wasser und die Wellen sind in Hawaii übrigens so wunderschön, wie ich es zuvor noch nie gesehen habe: alle Schattierungen von Blau kann man entdecken, es sieht aus wie in einem Hochglanzmagazin. Ein Traum! Die Wellen sind unvorstellbar gross, es ist wahnsinnig, welche Energie sich an den Küsten entlädt. Für Touristen mit unserem Surfniveau gibt es auf Oahu eigentlich nur die Möglichkeit, sich in die Riesenwellen zu stürzen und sein Leben zu riskieren oder die kleinen Wellen in Waikiki zu surfen, dies dann aber gemeinsam mit ungefähr 50 anderen Touris. Wir haben es dann bleiben lassen…

Fifty Shades of Blue

Somit beschränkten wir uns auf andere Aktivitäten. Kenny verriet uns nämlich, an welchem Strand man am besten Schildkröten entdecken kann. Und tatsächlich, ich musste nicht lange im Wasser herumwaten und schon kam eine “Honu” angeschwommen, welche im Slalom um die weissen Touristenbeine herumkurvte und von vielen Augen bestaunt wurde.

Honu von unter Wasser

Sogar am Stadtstrand von Waikiki entdeckten wir eine Schildkröte und viele bunte Fische, darunter Drückerfische (das sind die hawaiianischen Staatsfische, auf Hawaiianisch Humuhumunukunukuapuaʻa genannt), Trompetenfische (Nunu) und weitere, deren Namen ich leider nicht kenne. Hawaii ist wirklich ein richtiges Naturparadies wie aus dem Bilderbuch!

Vorne: Humuhumunukunukuapuaʻa
Schildkröte am Stadtstrand

Auch eine kleine Dosis Geschichte verabreichten wir uns: Wir schauten das Pearl Harbor Denkmal an. Hier griffen 1941 die Japaner in einem Überraschungsanschlag mit 353 Flugzeugen die US-Marinebasis an. Alle acht Kampfschiffe im Hafen Pearl Harbor wurden beschädigt und vier davon sanken, 188 Flugzeuge wurden abgeschossen und es starben fast 2500 Amerikaner. Dieser Angriff führte dazu, dass sich die USA in den Zweiten Weltkrieg einmischten.

Nach einer guten Woche in Oahu visierten wir unser nächstes Ziel, die Insel Kauai, an. Leider kann man nicht per Schiff von Insel zu Insel fahren, sondern muss jedes Mal das Flugzeug nehmen. Begründet wird dies mit dem Naturschutz, unserer Meinung nach könnte aber auch der Airline-Verbund dahinter stecken, der sich seine Kunden sichern will.

Wider Erwarten hatten wir in Kauai in allerletzter Sekunde doch noch eine bezahlbare Unterkunft gefunden, unser Plan B wäre gewesen, im Walmart eine günstige Campingausrüstung zu kaufen und für eine Woche zu zelten. Dies wäre zwar bestimmt auch ein unvergessliches Erlebnis, aber auf ähnliche hygienische Bedingungen wie in Kolumbien hatten wir keine Lust mehr und ausserdem kann es (man stellt sich das zwar nicht so vor) in Hawaii im Winter durchaus recht kühl werden. Dann noch jeden Abend kalt zu duschen, stellten wir uns nicht so gemütlich vor. Wir mieteten erneut ein Auto, dies ist unverzichtbar, um auf den Inseln mobil zu sein und nicht für jede Exkursion eine überteuerte Tour buchen zu müssen.

Hanalei Bay, angeblich Kauais berühmtester Strand

Kauai ist die älteste Insel Hawaiis und wird auch “Garteninsel” genannt. Überall blühen leuchtende Blumen in allen möglichen Farben und Formen und die Hügel und Berge sind knallgrün. 30% der Insel sind geschützt, es gibt viele Wildtierschutzgebiete, Waldreservate und Naturparks.

Die ersten drei Tage auf der grünen Insel verbrachten wir mit Wandern. Wir erkundeten den Na Pali Coast Wilderness State Park auf einer fünfstündigen Wanderung, welche entlang der Klippen, durch den Wald und zu einem Wasserfall führte. Der Na Pali Park ist sehr bekannt, deshalb waren wir auf unserer Wanderung leider nicht ungestört. Es war eine richtige Aloha-Hi-Hey-How-are-you-doing-you’re-almost-there-Autobahn! Witzig war es aber auf jeden Fall, Touristen zu beobachten, welche gerade zum ersten Mal in ihrem Leben weiter als vom Auto bis zum Eingang des Supermarktes spazieren und extrem stolz auf ihre Höchstleistungen sind (und dies, ganz typisch Outgoing-Ami-mässig, allen erzählen müssen).

Na Pali Coast vom Kalalau Trail aus
Ziel der Wanderung: Hanakapi’ai Wasserfall

Wirklich empfehlenswert, atemberaubend und unvergesslich war der Trip zum Waimea Canyon und zum Koke’e State Park. Der Waimea Canyon, durch welchen der Waimea River fliesst, wird auch Grand Canyon des Pazifiks genannt und ist 15 Kilometer lang und mehr als 1000 Meter tief. Die Felsen leuchten in den verschiedensten Baun- und Rottönen und bilden einen schönen Kontrast zu den grünen Bäumen, die den Fluss säumen. Wir hielten fast an allen Aussichtspunkten an und schossen sehr viele Fotos. Die Strasse, die dem Canyon entlang führt, endet schliesslich im Koke’e State Park, in welchem es unzählige Wanderwege gibt – ein Paradies für uns! Wir entschieden uns für den Nu’alolo Trail, da in der Beschreibung stand, dass er recht anspruchsvoll und darum wenig frequentiert sei, was zu unserem Glück genau zutraf. Wir wanderten (und rutschten) drei Meilen stetig abwärts auf roter Erde durch den Wald bis dieser sich lichtete und wir irgendwann auf dem Grat eines Berges standen. Die Aussicht wurde nach jedem Meter grandioser. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus: links und rechts sahen wir riesige, grüne Klippen, die aus dem Meer ragten und vorne nur noch den Pazifik, welcher mit dem Himmel verschmolz. Ein magischer Ort, der irgendwie nicht von dieser Welt zu sein scheint. Kein Wunder, wurde Jurassic Parc dort gedreht! Die Stimmung wurde einzig von den dutzenden Helis getrübt, welche die weniger lauffreudigen Touristen zu diesem einzigartigen Ort befördern, ein mehr als fragwürdiges Angebot, finden wir…

Waimea Canyon

Am Ende des Nu’alolo Trails

Na Pali Coast vom Koke’e State Park aus

Am letzten Tag in Kauai gingen wir mit unserer neu erworbenen Walmart-Schnorchelausrüstung noch auf Tauchgang. Am Lawa’i Beach stürzten wir uns ins wellige, kühle Meer. Nie hätten wir damit gerechnet, dort so viele farbige Fische zu sehen! Wir fühlten uns wie mitten in einem Aquarium oder im Film “Finding Nemo”. Die gelb, rot, grün, violett und blau leuchtenden Fischlein schwammen um uns herum als wären wir gar nicht da. Das war ein richtig tolles Erlebnis. Leider haben wir davon keine Bilder, jedoch aber von der gut bewachten hawaiianischen Mönchsrobbe, welche stundenlang am Strand chillte.

Hawaiian Monk Seal

Nach einer knappen Woche in Kauai ging es dann weiter nach Big Island, aber davon im nächsten Blog mehr.

Mahalo & malama pono!

Zum Schluss noch ein Punkvögeli 🙂

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